SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach

Die Skoliose ist die wohl bekannteste Deformität der Wirbelsäule.

Die Verkrümmungen an der Wirbelsäule können verschiedene Ursachen haben.

Was ist die Skoliose?

Die Wirbelsäule jedes Menschen hat kleine Wirbelsäulenverkrümmungen. An Hals und Lende beugt sie sich leicht nach vorne, im Brustbereich etwas nach hinten. Doch bei manchen Menschen krümmt sie sich deutlich zur Seite, zusätzlich sind Wirbelkörper verdreht. Dann sprechen Ärzte von einer Skoliose (ICD 10-Code: M 41). Der Begriff kommt von skolios, dem altgriechischen Wort für krumm.

Sichtbare Wirbelsäulenverkrümmung

Eine klare Ursache können Ärzte heute bei circa 90 Prozent der Betroffenen nicht finden. Diese sogenannte idiopathische Skoliose kommt mehr oder weniger aus dem Nichts, meistens im Kinder- oder Jugendalter. Diese Wirbelsäulenverkrümmung begleitet Betroffene ihr ganzes Leben. In den restlichen Fällen taucht die Skoliose zusammen mit Erkrankungen der Knochen, Muskeln oder Nerven auf, oder als Folge eines Unfalls.

Erfahrene Ärzte, vor allem Fachärzte wie Orthopäden und Chirurgen, erkennen eine Skoliose schnell. Röntgenaufnahmen zeigen ihnen, wie ausgeprägt die Wirbelsäulenverkrümmung genau ist. Je größer der Winkel, in dem sie sich beugt, desto eher entstehen Schmerzen an Rücken, Nacken, Hals und Schultern. Mit der Zeit kann die Skoliose sich auch verstärken. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase verstärkt sich oft die Ausprägung einer Skoliose. In seltenen Fällen beeinträchtigt sie im höheren Alter die Funktion innerer Organe wie Herz und Lunge.

Krankengymnastik, Korsett oder Operation?

Um eine Operation zu vermeiden, sollten Patienten früh mit einer Therapie beginnen. Wichtig sind vor allem regelmäßiger Sport, etwa Joggen und Schwimmen, sowie Krankengymnastik. Verschlimmert sich die Krümmung sehr schnell und stark, verschreiben Ärzte ein Korsett. In schweren Fällen begradigen sie die Wirbelsäule auch teilweise in einer sogenannten operativen Versteifung (Spondylodese).

Welche Ursachen haben Skoliosen?

Idiopathische Skoliose: Keine klare Ursache

Ärzte konnten für diese idiopathische Skoliose bislang keine klare Ursache finden. In 80 bis 90 Prozent der Fälle tritt die Skoliose ohne erkennbaren Auslöser auf. Heute vermuten viele Mediziner, dass die Probleme während des Wachstums entstehen, weil der Körper unter anderem Hormone, Muskeln und Nerven falsch steuert. Das führt dazu, dass verschiedene Teile der Wirbelsäule unterschiedlich schnell wachsen. Dadurch verdrehen sich einzelne Wirbel und mit ihnen krümmt sich die Wirbelsäule.

Enge Verwandte von Menschen mit Skoliose haben häufig ebenfalls eine Wirbelsäulenkrümmung. Deswegen gehen Forscher davon aus, dass auch die Veranlagung eine Rolle spielt.

Sekundäre Skoliosen: Folge von Krankheit oder Unfall

Gibt es eine erkennbare Ursache für die Skoliose, sprechen Ärzte von einer symptomatischen oder sekundären Skoliose. Auslöser dafür können unter anderem angeborene Fehlbildungen und Systemerkrankungen sein.

  • Neuropathische Skoliosen liegen vor, wenn es Störungen im Nervensystem des Rückens gibt.
  • Myopathische Skoliosen sind die Folge von Muskelerkrankungen, zum Beispiel Muskelschwund.
  • Posttraumatische Skoliosen entstehen, wenn Unfälle oder Operationen bestimmte Schäden an der Wirbelsäule hinterlassen.
  • Statische Skoliosen betreffen Menschen, deren Beine unterschiedlich lang sind. Ärzte können die Wirbelsäule dann oft begradigen, indem sie eine solche Beinlängendifferenz ausgleichen, zum Beispiel durch Einlagen in den Schuhen.

Was ist symptomatisch für eine Skoliose?

Ist eine Skoliose nur schwach ausgeprägt, zeigt sie sich weder durch Beschwerden noch durch offensichtliche Veränderungen oder Symptome am Rücken. Erfahrene Ärzte mit entsprechender Spezialisierung auf die Skoliose erkennen aber aufgrund ihrer Expertise die Erkrankung frühzeitig.

Fehlstellungen an Rücken und Schultern

In der Regel ist die Skoliose aber nicht zu übersehen, auch wenn sie über lange Zeit keine Schmerzen verursacht. Die Wirbelsäule von Betroffenen hat meistens vor allem eine Haupt-Krümmung (Primär-Kümmung), entweder nach rechts oder links. Wobei sich der überwiegende Teil nach rechts dreht. Ab dem Alter von zehn bis zwölf Jahren können sich weitere Fehlstellungen entwickeln:

  • Eine Schulter liegt einige Zentimeter höher als die andere.
  • Die eine Seite des Rückens steht in einer Art Buckel (Rippenbuckel) hervor, was vor allem sichtbar wird, wenn Betroffene sich vornüber beugen.
  • Das Becken hat eine sichtliche Schieflage, der Beckenkamm ist auf einer Seite höher.
  • Der Kopf steht, im Vergleich zum Oberkörper, etwas zu weit rechts oder links. Betroffene halten ihn schief.

Schmerzen an Rücken, Schultern, Nacken und Kopf

Mit zunehmendem Alter treten meistens Verspannungen und Schmerzen am Rücken auf, vor allem nach längerem Sitzen und Stehen. Sie weiten sich dann oft auch auf Schultern, Nacken und Kopf aus. Im Kindesalter und in der Jugend muss eine Skoliose nicht immer mit Schmerzen einher gehen. Typischerweise entwickelt sich die Schmerzsymptomatik hier erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Die falsche Haltung führt außerdem dazu, dass die Wirbelsäule sich stärker abnutzt. Deshalb werden die Beschwerden mit der Zeit schlimmer, wenn Patienten nicht gegensteuern. In seltenen Fällen verformt sich der Oberkörper dann so weit, dass die Skoliose auch innere Organe beeinträchtigt. Dann stört die Fehlstellung etwa die Funktion von Lungen, Herz und dem Magen-Darm-Trakt.

Sonderfall: Säuglingsskoliose

Die Säuglingsskoliose ist nicht wirklich eine Skoliose. Neugeborene nehmen dabei nur eine Fehlhaltung ein. Sie legen den Kopf schief und drehen sich immer auf dieselbe Seite. Mit regelmäßiger Krankengymnastik vergeht die Säuglingsskoliose meistens wieder.

Diagnose einer Skoliose

Erste Anzeichen für eine Skoliose entdecken Betroffene und deren Eltern meist selbst. Wer einen Verdacht hegt, kann den sogenannten Adams-Test durchführen: Beugen Sie dazu im Stehen ihren Oberkörper vornüber. Die Arme lassen Sie dabei herunterhängen. Nun kann eine andere Person von hinten Ihren Rücken ansehen. Liegt eine Skoliose vor, fällt nun meistens auf, dass auf einer Seite des Rückens eine Art Buckel hervorsteht, der Rippenbuckel. Außerdem treten auf derselben Seite die Lendenmuskeln sichtbar zu einem sogenannten Lendenwulst heraus. Eltern können mit dem Adams-Test ebenso überprüfen, ob der Rücken ihres Kindes gerade wächst.

Körperliche Untersuchung und Röntgenaufnahme

Wer eine Krümmung entdeckt, sollte einen Arzt aufsuchen – in der Regel zunächst den Hausarzt, der dann an einen Orthopäden, am besten an einen Wirbelsäulenexperten oder an eine Fachklinik, überweist. Der Facharzt führt eine körperliche Untersuchung durch und sieht sich den Verlauf der Wirbelsäule genau an. Daraufhin macht er meist Röntgenbilder. Auf den Aufnahmen erkennt der Arzt, an welchen Stellen die Wirbelsäule krumm ist.

COBB Winkelmessung: Wie schwer ist die Skoliose?

Außerdem bestimmen Mediziner anhand der Röntgenbilder, wie ausgeprägt eine Skoliose ist. Die sogenannte Winkelmessung nach Cobb gibt Aufschluss darüber, wie stark sich die Wirbelsäule krümmt. Beträgt der Winkel zwischen zehn und 35 Grad, liegt eine leichte Skoliose vor. Bei 35 bis 50 Grad sprechen Ärzte von einer mittelschweren, bei über 50 Grad von einer schweren Skoliose. Der Winkel entscheidet mit darüber, welche Behandlung später zum Einsatz kommt.

Vor allem Kinder, die noch wachsen, sollten die Röntgenuntersuchungen in bestimmten Abständen wiederholen. Skoliosen sollten möglichst früh erkannt und medizinisch betreut werden. Ein frühzeitige Therapie hilft, Folgen und Auswirkungen der Skoliose einzuschränken. Die Entscheidung über eine konservative oder operative Therapie trifft der Arzt in Abstimmung mit dem Patienten (bzw. gesetzlichen Vertretern).

Innovative Bildgebung
Innovative Bildgebung

3D-Ganzkörperscan mit geringer Strahlenbelastung

Als eine von bundesweit nur elf Kliniken setzen wir im SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach das Bildgebungssystem EOS Imaging ein. Das Besondere an diesem hochmodernen System ist, dass es Patientinnen und Patienten im Stehen scannen kann. Dies ermöglicht es unseren Ärzt:innen, das Skelett unter Belastung in seiner natürlichen Position und als Ganzes aufzunehmen.

Komplexe Wirbelsäulenerkrankungen, wie beispielsweise die Skoliose und andere Deformitäten, können wir mit diesem modernen Bildgebungsverfahren frühzeitig erkennen und so schneller die notwendigen Therapieschritte einleiten. Auch Erkrankungen wie Becken- oder Beinfehlstellungen sind aufgrund der neuartigen Bildgebung noch genauer zu beurteilen und gezielter zu therapieren, um Ihre Mobilität zu erhalten und Ihre Lebensqualität zu verbessern. Für Sie als Patientinnen und Patienten halten wir so die Belastung möglichst gering: eine Untersuchung mit EOS dauert nur wenige Sekunden und weist eine geringe Strahlenbelastung auf, was unseren Patienten zusätzliche Sicherheit bringt. Denn gerade bei Kindern und Jugendlichen sollte Strahlung vermieden werden. Mit EOS können wir so auch bei unseren jungen Patientinnen und Patienten die notwendigen Verlaufskontrollen mit deutlich reduzierter Strahlenbelastung durchführen.

Welche Behandlungsoptionen gibt es?

Die richtige Therapie gleicht die bisherige Krümmung so gut wie möglich aus und verhindert, dass die Wirbelsäule sich noch stärker beugt. Entdecken Ärzte eine Skoliose bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum, bietet sich so gut wie immer eine sofortige Behandlung an – denn wenn sich die Wirbelsäule noch entwickelt, kann sich ihre Krümmung schnell verschlimmern. Erwachsene mit leichter Skoliose brauchen häufig keine Therapie.

Krankengymnastik stärkt die Muskulatur

Fast immer ist Krankengymnastik die Grundlage der Therapie. Unter Anleitung von Physiotherapeuten lernen Betroffene, ihre Muskeln im Oberkörper zu trainieren, vor allem an Bauch und Rücken. Das gibt der Wirbelsäule Halt. Die Kraft- und Dehnübungen wirken zudem Verspannungen entgegen. Die Übungen helfen Patienten auch, eine geradere Haltung einzunehmen und den Rücken zu entlasten.

Korsett stabilisiert

Ist die Krümmung etwas größer, erhalten Betroffene häufig zusätzlich ein Korsett aus Kunststoff. Es stabilisiert den Oberkörper, wodurch sich die Wirbelsäule nicht weiter krümmen kann. Im Idealfall korrigieren Korsette auch die Ausprägungen einer Skoliose. Patienten sollen das Korsett in der Regel für mindestens 23 Stunden am Tag tragen. Da die Korsette auf die Körpergröße der Betroffenen zugeschnitten sind, müssen sie vor allem für Kinder regelmäßig angepasst werden.

Operation begradigt und versteift

Liegt eine sehr ausgeprägte Skoliose vor, kann eine Operation sinnvoll sein. Dabei begradigen Ärzte die Wirbelsäule soweit wie möglich und „versteifen“ einen Teil von ihr. Bei dieser operativen Versteifung (auf Lateinisch: Spondylodese; OPS-Code: 5-836) setzen Chirurgen Implantate aus Metall, zum Beispiel kleine Schrauben, in bestimmte Wirbel ein. Sie sollen verhindern, dass die Wirbelsäule sich erneut krümmt. Der Eingriff ist relativ aufwendig und geht, wie jede Operation, mit gewissen Risiken einher. Betroffene sollten diese Möglichkeit also ausführlich mit einem Arzt besprechen, am besten an einer spezialisierten Klinik.

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Ich hatte schon etwas Angst, aber eigentlich kribbelt es nur ein wenig im Rücken. Mehr spürt man da gar nicht.
Ramona J.