SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach
Blog Rückenschmerzen

Die Anatomie des Rückens

Rückenschmerzen sind die Volkskrankheit Nummer 1. Um Schmerzauslöser zu erkennen und einen gesunden Rücken zu erhalten, ist es wichtig zu verstehen, wie der Rücken aufgebaut ist. In unserem Beitrag erklären wir die Anatomie des Rückens.

Akute Rückenschmerzen können plötzlich von einem auf den anderen Moment auftreten. Häufig wissen wir dann, was die Beschwerden verursacht hat. In einigen Fällen ist aber nicht ganz klar, woher sie kommen und was die eigentlichen Auslöser für Rückenschmerzen, Muskelverspannungen und die Einschränkung der Mobilität sind.

Das Wissen über Aufbau und Funktion des Rückens kann bei der Schmerzbewältigung helfen. 
Um den Schmerzursachen auf den Grund zu gehen und eine angemessene Behandlung zu finden, ist es wichtig, dass nicht nur Ihre Ärzt:innen und Physiotherapeut:innen Aufbau und Funktion des Rückens kennen. Auch Sie als Patientin oder Patient sollten wissen, wie Ihr Rücken anatomisch aufgebaut ist und wie das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten funktioniert. Das hilft Ihnen nicht nur, Ihre Rückenschmerzen besser verstehen und einstufen zu können, sondern gibt Ihnen auch Impulse dafür, wie Sie selbst aktiv zur Linderung von Schmerzen beitragen und Ihre Rückengesundheit verbessern können.

Die Anatomie des Rückens verstehen – seine komplexe Struktur

Der menschliche Rücken ist eine komplexe Struktur, die aus Knochen, Knorpeln, Bändern, Muskeln und Nerven besteht. Das Zusammenspiel aller Komponenten ist entscheidend für eine gesunde Funktion und die gesamte Beweglichkeit unseres Körpers. Denn Knochen, Knorpel, Bänder und Muskeln sorgen gemeinsam dafür, dass wir aufrecht gehen können. Damit das funktioniert, muss unser Rücken richtig beweglich sein, aber gleichzeitig auch stabil, nur so können wir Haltung bewahren.

Unterstützung, Flexibilität und Schutz für den oberen Körper

Unser Rücken beherbergt die Wirbelsäule, die Unterstützung, Flexibilität und Schutz für den Körper gewährleistet. Die Knochen der Wirbelsäule sind das Grundgerüst, die Muskeln sind für Bewegung und Stabilität verantwortlich. Die sogenannten Faszien umhüllen und verbinden unsere Muskel- und Gewebeschichten. Die Sehnen wiederum verbinden die Muskeln mit den Knochen. Einzelne Bänder halten die Gelenke und sorgen für ihre korrekte Ausrichtung. 

Wenn dieses komplexe Zusammenspiel gestört wird oder es zu Verletzungen kommt, führt das zu Beschwerden, zum Beispiel zu Bewegungseinschränkungen oder Rückenschmerzen. Als Schmerzauslöser kommen Muskelverspannungen, Verletzungen der Bänder oder Sehnen, Gelenkentzündungen, Fehlstellungen der Wirbelsäule oder degenerative Veränderungen wie beispielsweise Bandscheibenvorfälle oder Arthrose infrage. 

Unsere Wirbelsäule ist Fundament des Körpers und Garant für Beweglichkeit. 

Ihre widersprüchlichen Aufgaben spiegeln sich schon im Namen wider: Die Wirbelsäule soll uns Beweglichkeit ermöglichen, aber zugleich Standfestigkeit wie eine Säule geben, die den Körper stützt und aufrecht hält. Sie kann sich beugen und strecken, drehen und seitlich neigen – unsere Wirbelsäule ist ein erstaunlich funktionierender Körperteil, ohne den wir nicht beweglich und mobil wären.

Unsere Wirbelsäule erstreckt sich vom Schädel, genauer gesagt vom Hinterkopf bis zum Steißbein. Bei den meisten Menschen ist sie aus 33 einzelnen Wirbeln zusammengesetzt, die genaue Anzahl kann aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Die einzelnen Wirbel sind durch Bandscheiben voneinander getrennt. 

Gemeinsam schützen sie das Rückenmark, einen wesentlichen Teil des zentralen Nervensystems, das elektrische Signale zwischen Gehirn und Körper überträgt, damit unser Körper funktioniert. Durch Nervenbahnen, Blutgefäße und Bindegewebe sind alle Organen mit der Wirbelsäule vernetzt. Darum ist es bei der Abklärung von Rückenschmerzen immer auch wichtig, eine organische Ursache auszuschließen.
Von vorne betrachtet, wirkt unsere Wirbelsäule gerade. Sieht man sie von der Seite aus an, erkennt man, dass sie vier Mal gekrümmt ist. Diese natürlichen Krümmungen verleihen ihr eine intelligente S-Form, die Flexibilität und Bewegungen ermöglicht. Außerdem werden durch die Krümmungen Stöße und Erschütterungen beim Gehen abgefedert. 

So ist unsere Wirbelsäule aufgebaut

Die Wirbelsäule wird in 5 Abschnitte unterteilt, die jeweils aus unterschiedlich vielen Wirbeln zusammengesetzt sind. Die Halswirbelsäule hat 7 Wirbel, die Brustwirbelsäule 12, die Lendenwirbelsäule 5, das Kreuzbein ebenfalls 5 und das Steißbein 3 bis 5 zusammengewachsene Wirbel.

Jeder Wirbel besteht aus einem Wirbelkörper und einem Wirbelbogen. 

Er hat fünf knöcherne Dornen, die Wirbelbogen-Fortsätze, an denen Muskeln und Bänder befestigt sind. Im Hals-, Brust- und Lendenbereich sind die Wirbel sehr ähnlich aufgebaut, unterscheiden sich aber in der Größe: An der Halswirbelsäule sind sie kleiner als die von Brust- und Lendenwirbelsäule, da sie weniger Gewicht tragen müssen.
Die Wirbelsäule ist aus Bewegungseinheiten aufgebaut. Eine Bewegungseinheit besteht aus zwei benachbarten Wirbeln, einer Bandscheibe und allen Muskeln und Bändern, die damit verbunden sind. Die Bewegungseinheiten ermöglichen es, den Rücken nach vorne, hinten und zu Seite zu beugen. Außerdem lässt sich der Rumpf drehen. Dabei spielen die verschiedenen Muskeln im Rücken zusammen.

Die Halswirbelsäule macht unseren Kopf beweglich.

Der oberste Abschnitt der Wirbelsäule ist die Halswirbelsäule, die es möglich macht, dass wir den Kopf bewegen, also drehen oder neigen können. Schmerzen oder Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule können durch Muskelverspannungen, Verletzungen, degenerativen Veränderungen oder auch Migräne ausgelöst werden.

Die Brustwirbelsäule hält den Brustkorb stabil.

Unsere Brustwirbelsäule stabilisiert den Brustkorb und schützt ihn und die darin liegenden wichtigen Organe, unser Herz und die Lunge. Sie ermöglicht uns Bewegungen im Oberkörperbereich, etwa das Anheben der Arme und das Beugen des Oberkörpers. Da die Brustwirbelsäule nah an Herz und Lunge liegt, können Probleme wie Blockierungen an diesem Wirbelsäulenbereich Atemnot verursachen und Beklemmungen wir bei einem Herzinfarkt hervorrufen.

Die Lendenwirbelsäule trägt unser Gewicht und bringt es in Bewegung.

Die Lendenwirbelsäule nimmt den größten Abschnitt der Wirbelsäule ein. In diesem Bereich wird das Gewicht unseres Oberkörpers gestemmt und Bewegungen wie Beugen, Strecken und Drehen erreicht. Die Lendenwirbelsäule ist besonders anfällig für Belastungen und kann bei falscher Körperhaltung oder Überbeanspruchung starke Schmerzen z. B. durch einen Bandscheibenvorfall oder einen Hexenschuss verursachen.

Kreuzbein und Steißbein stabilisieren den unteren Rückenbereich.

Am unteren Ende der Wirbelsäule befinden sich Kreuzbein und Steißbein. Sie bestehen aus verschmolzenen Wirbeln und bieten Stabilität im unteren Rückenbereich. Das Kreuzbein bildet einen festen Übergang zur Beckenregion und spielt eine wichtige Rolle bei der Lastenübertragung beim Gehen und Stehen. Häufig werden Schmerzen in dieser Region durch ein kleines Gelenk zwischen dem Kreuzbein und dem Becken verursacht.

Die Bandscheiben sind wichtige Puffer für unsere Wirbel

Zwischen zwei Wirbelkörpern liegt jeweils eine Bandscheibe. Jede ist etwa sieben bis zwölf Millimeter hoch und zu bis zu 90 Prozent aus Wasser. Sie besteht aus einem Faserring sowie einer Art weichem, gallertartigen Kern und sitzt wie ein Kissen zwischen den knöchernen Wirbeln. Etwa ein Viertel unserer Wirbelsäule machen unsere Bandscheiben aus, die wie verformbare Stoßdämpfer beim Gehen und Laufen Erschütterungen abfedern und gleichmäßig auf die beteiligten Wirbel verteilt werden können. Dadurch verhindern sie, dass die Wirbelsäule sich ungleichmäßig abnutzt. Unsere Bandscheiben verhindern auch normalerweise, dass sich Wirbeln gegeneinander verschieben können. Die Bandscheiben werden nicht über eigene Blutgefäße versorgt. Damit sie Nährstoffe aufnehmen und Abfallprodukte abgeben können, brauchen sie einen ausgeglichenen Wechsel von Be- und Entlastung. 

Muskeln sind entscheidend für Gesundheit und Funktion unserer Wirbelsäule. 
Etwa 300 Muskeln hat unser Rücken. Dabei unterscheidet man zwei Hauptgruppen: die tiefe Muskulatur entlang der Wirbelsäule, die für Stabilität und Haltung verantwortlich ist, und die oberflächliche Muskulatur, die Bewegungen ermöglicht.
Die Rückenmuskulatur muss trainiert werden, damit sie ihre Aufgaben erledigen kann. Durch regelmäßiges Krafttraining und Dehnungsübungen, aber auch Balanceübungen können wir sie stärken und so Verspannungen lösen und Rückenschmerzen vorbeugen. 

Sehnen und Faszien bilden ein elastisches Bindegewebsnetzwerk.

Sehnen sind wichtige Verbindungsglieder zwischen Muskeln und Knochen entlang der Wirbelsäule. Sie ermöglichen die Kraftübertragung und Stabilität der Wirbelsäule, unterstützen Bewegungen und die aufrechte Körperhaltung. Überlastung oder Verletzungen können Schmerzen verursachen. Faszien umhüllen Muskeln, Sehnen und Knochen an unserem Rücken. Diese Bindegewebsstrukturen bestehen aus elastischen Kollagenfasern und durchziehen unseren ganzen Körper wie ein Geflecht. Die Faszien haben unterschiedliche Funktionen. Sie umhüllen nicht nur die Elemente unseres Bewegungsapparates, sondern unterstützen auch die Kraftübertragung, wenn wir uns bewegen. 

So können Sie die Gesundheit Ihrer Wirbelsäule unterstützen. 

Die Wirbelsäule ist das Rückgrat unseres Körpers – und spielt eine ganz wesentliche Rolle für unser gesamtes Wohlbefinden. Wenn sie verletzt ist oder überlastet, beeinträchtigt das die Haltung und viele Funktionen unseres Körpers. Darum sollten Sie auf Beschwerden frühzeitig reagieren und schon vorbeugend etwas dafür tun, um die Wirbelsäule fit zu halten. Regelmäßige Bewegung, gezielte Rückenübungen und eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes beispielsweise sind schon Maßnahmen, mit denen Sie Ihrer Wirbelsäule Gutes tun können.
Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen können Anzeichen für eine Überlastung sein. Dann gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten, mit denen Sie gegensteuern können, etwa konservative Maßnahmen wie Physiotherapie und gezielte Rückenübungen. Durch präventive Maßnahmen und rechtzeitige professionelle Hilfe können wir die Gesundheit unserer Wirbelsäule erhalten und unsere Lebensqualität verbessern.